1993 Liebknecht. Roman

Edition Pangloss, Wels 1993

Satz/Layout: Lanzinger/Ströher
Lektorat: Sven Daubenmerkl
Zeichnung: Paul Zwirchmayr
ISBN: 3-901132-06-6
182 Seiten

Die Erzählung inszeniert die Psyche eines nicht mehr ganz jungen Mannes, der im Leben ankommen möchte. Deshalb ist er nach Jahren in Berlin in seine Heimatstadt Friedburg zurückgekehrt. Er will nicht glauben, dass ihm die Tür ins Leben verschlossen ist. Er liest eine Biografie in Dokumenten über Karl Liebknecht und Margarete Mitscherlichs „Die Unfähigkeit zu trauern“.

Der 30-Jährige engagiert sich in der Umweltbewegung, eine Straße soll verhindert werden, und befindet sich damit im Konflikt mit seinem Erbe, einem Sägewerk, das nach dem Suizidtod des Vaters in Schwierigkeiten ist. Er muss aber erkennen, dass er, obwohl Erbe, von seiner Mutter von der Übernahme von Verantwortung ausgeschlossen wird.

Liebknecht hat sich in der Kleinstadt ein Atelierhaus gemietet, einerseits um sich Abstand zu seiner Herkunftsfamilie zu verschaffen und andererseits um gute Bedingungen für seine künstlerische Arbeit zu haben. Schon zu lange waren seine künstlerischen Versuche ziemlich erfolglos.

Unerklärliche Vorkommnisse häufen sich. Ein Einbruch stellt sich als Irrtum heraus.

Ein Therapeut ist eine wertvolle Hilfe.

Das noch größere Bemühen Liebknechts gilt dem Versuch, in einer tragfähigen Beziehung zu einer Frau anzukommen. Schmerzlich muss er schon im ersten Teil der auf 180-Seiten-Erzählung erkennen, dass er zwischen Sehnsucht nach Nähe und Angst vor ihr hin und her schwankt. Liebknecht zieht Frauen als mögliche Partnerinnen an und er lässt sich auch auf sie ein, gleichzeitig stößt er sie auch immer wieder zurück. Die letzte Begegnung mit Klaudia, der Freundin eines Freunds, endet damit, dass sich die junge Frau Schnitzlers „Der Reigen“ kauft.

Die Spannung, die die Erzählung aufbaut, spitzt sich schließlich zu, als ihm eine renommierte Galerie in Nürnberg die Ausstellung seiner Zeichnungen anbietet. Und noch mehr, als er seine langjährige Freundin Natalie wiedertrifft und er von Gefühlen überrascht wird, die er bis dahin nicht wahrnehmen konnte.

Der Riss eines Zu-wenig, das seine Existenz bestimmt, wird übermächtig in einem furiosen Finale.

Die Erzählung konzentriert sich auf den inneren Konflikt und verzichtet auf Beschreibungen. Die Dialoge sind schnörkellos. Die Geschichte schreitet trotz Reigen-Form zügig voran. Alle Energie drängt auf das Zerspringen des Kokons, das Neue, das unter der Oberfläche verborgen, in die Welt drängt.

Keine geringe Leistung, und ein Schauspiel, die verwundete Seele eines Menschen so offenzulegen.