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Ich bin nicht davongekommen
Mein Gott, ich bin nicht davongekommen, ich flüchte mich zu dir.
Mein Gott, Schuld klebt an mir, ich werde sie nicht los.
Die Schuld meines Vaters und meiner Mutter, meiner Großväter und Großmütter, viele Generationen zurück, ich habe sie nicht abschütteln können.
Mein Gott, ich wollte ein freier, befreiter Mensch werden. Es ist mir nicht gelungen. Ich muss erkennen, dass ich die Fehler meiner Ahnen wiederholt und andere dazu gemacht habe. Ich bin weit hinter dem Anspruch, den ich einmal hatte, zurückgeblieben.
Mein Gott, sieh doch, wie verstrickt ich bin. Aber ich weiß, dass du mich trotzdem in die Arme nimmst. Du befreist mich nicht von den Fesseln, die mich niederdrücken, aber du umarmst mich. Du hast mich so gewollt. Du hast mich so gemacht, dass ich nicht freier, sprechender, empathischer, solidarischer werden konnte. Auf der Flucht bin ich. Eingesperrt in mir, wie schon meine Väter und Mütter.
Heute erkenne ich es. Und ich erkenne, dass du es zugelassen hast, dass du es wolltest. Du wolltest, dass ich mich zu dir flüchte und nicht frei und befreit dastehe. Ich stehe als einer im Staub vor dir. Ich rufe zu dir. Aber meine Rufe erreichen dich nicht. Wenn es darauf ankommt, versagt mir die Stimme.
Wie kann ich da gerettet werden? – Du rettest mich, du willst mich retten, du machst mich frei. Aber ich habe keine Hoffnung, dass ich mein Leben herumreißen kann.
Du hast mich durch mein Leben geführt. Du hast mir viel Schönes gezeigt, Aufjauchzendes. Du hast mich durch Verzweiflung geführt. Ich bin nicht davongekommen, ich bin durchgekommen. Du bist an meiner Seite. Du wolltest es so, dass ich mich nicht retten konnte.
„Danke Jesus, rette mich“, hat meine Mutter in den Familien-Grabstein meißeln lassen. Ja, danke Jesus, rette mich!